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SIND SENIOREN EIN GRÖSSERES RISIKO ALS GEFÄNGNISINSASSEN? + NACHTRAG

Vor genau 75 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende. Genau jetzt stehen wir wieder mitten in einer Weltkrise mit nicht abschätzbaren Folgen. Was aber akut gewissen Bevölkerungsgruppen und insbesondere uns Senioren angetan wird, ist unverschämt, unverhältnismässig, unanständig und muss sofort gestoppt werden.

Unter uns gibt es solche, die sich noch an die Zeit während des 2. Weltkrieges erinnern können und solche, welche auch die unmittelbare Zeit danach erlebt haben. Wir alle gehören jetzt wiederum zu jenen, die Leid erfahren müssen. Wir werden ausgegrenzt, diskriminiert und zu personae non gratae erklärt. Wir werden als Risikogruppe klassifiziert, gelten somit als ein Risiko für die Gesellschaft, gehören isoliert, eingesperrt und in Quarantäne versetzt. Jedes Alters- und Pflegeheim ist weit schlimmer geworden, als unsere Gefängnisse es sind. Ich habe während meiner letzten 30 Berufsjahren ein Akutspital mit angeschlossenem Altersheim geleitet, danach ein Sonderschulheim und zuletzt ein Alters- und Pflegeheim mit integrierter IV-Abteilung. Ich danke Gott, dass ich heute nicht mehr diese Funktionen und Aufgaben habe. Aber ich schwöre, was da diesen Institutionen bzw. deren Patienten und Bewohnern auferlegt wird, hätte ich nie und nimmer kritiklos umgesetzt, sondern meine Kompetenzen ausgeschöpft und wohl auch überschritten.

Was da vom Bundesrat mit Notrecht begründet kam, war anfänglich wohl richtig und nachvollziehbar. Als aber das Regieren von „Experten“ übernommen wurde, hat es überbordet und ist ausgeufert. Diese Gremien verfügen zweifelsohne über Verstand aber nicht mehr über einen gesunden. Sie verlieren die Bodenhaftung und die Verhältnismässigkeit. Meinungen und Gegenmeinungen, Studien und Gegenstudien, Behauptungen und Gegenbehauptungen, Zustimmungen und Verunglimpfungen, Optimismus und Pessimismus, Angst und Zuversicht, Panik und Hoffnung lösten sich munter ab und hielten sich fast die Waage.

Zahlenwahnsinn
Mit täglichen Zahlen, die ein Gefühl der Sachlichkeit und Objektivität vermitteln sollen, wird das Volk belogen und in die Irre geführt. Die Zahlen vom Bundesamt für Gesundheitswesen BAG über die täglich Neuinfizierten stimmen nie mit jenen der Kantone überein. Sie sind auch nie echt vergleichbar. Wenn an einem Tag auf der Autobahn an 100 Orten Radarmessungen durchgeführt werden, ist die Zahl der (Zu-)Schnellfahrer klar höher als an Tagen, an denen nur an 50 Stellen Messungen vorgenommen worden sind. So verhält es sich auch mit den Corona-Virustesten. Zahlen, die stimmen können, sind jene, welche die täglichen Todesfälle beziffern. Es sind aber Todesfälle, welche nur in einem Zusammenhang mit Covid-19 stehen, ohne Gewissheit, dass das Coronavirus die Todesursache war. Um Angst zu verbreiten, dienen sie alleweil. Noch vielmehr werden sie aber als Begründung für die Panik und Hysterie herhalten müssen.

Überbelastetes Pflegepersonal im Spital?
Hier haben sich Hektik, übertriebene Spiele und die Falschinformationen ausgeprägt gezeigt. Es wurde behauptet, die Akutspitäler seien überbelegt und das Personal über die zumutbare Grenze hinaus belastet. Emotionale Dankesaktionen wurden geplant und durchgeführt. Diese haben das Pflegepersonal zweifelsohne längst verdient und ihre Löhne sollen auch wirklich verdientermassen erhöht werden. Meine Frau war 45 Jahre als Pflegefachfrau und Operationsschwester im Spital tätig. Ich weiss, wovon wir reden. Tatsache ist aber, lassen wir das Tessin einmal als Ausnahme für sich stehen, dass die Akutspitäler bezüglich Patienten total unterbelegt und bezüglich Personals massiv überbelegt waren. Es musste vielerorts gar Kurzarbeit eingeführt werden, und die finanziellen Verluste waren massiv. Ist und wird dies alles vergessen? Der Applaus verhallt, der Schaden wird lange schmerzen, auch dann noch, wenn die Bundespräsidentin und alle sieben (Auf-)Rechten längst in Pension sind und ihre kleinen Renten geniessen werden. Niemand wird sie, auch nicht die teuer bezahlten Experten, zur Rechenschaft ziehen. Sie haben alle nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Hätte man sich doch nur früher über ihr Wissen und Gewissen informiert.

Wie viel ist ein Menschenleben wert?
Alle Massnahmen, die nun als übertrieben, unverhältnismässig und als unbegründet eingestuft werden, will man rechtfertigen mit der Moralfrage: Wie viel darf ein Menschenleben kosten? Die Antwort hätte man gerne in Frankenwährung. Während uns bei Spendenaufrufen, z.B. für Afrika, suggeriert wird, wir könnten mit 30 bis 50 Franken ein Menschenleben retten, spricht man bei uns von Millionenbeträgen. Die Frage ist aber doch nicht, wie viel es kosten darf, und wie viel ein Leben wert ist, sondern: Was ist lebenswert? Was ist Lebensqualität? Wenn Menschen der Freiheit beraubt werden, jede Selbstbestimmung verlieren, die Institution nicht mehr verlassen und keinen Besuch empfangen dürfen, nicht einmal den Ehepartner, nicht das eigene Kind oder engsten Angehörigen, dann ist dies Freiheitsentzug, Bevormundung und Diskriminierung. Was Bewohnerinnen und Bewohnern von Heimen und ihren Nächsten angetan wird, lässt sich mit Rassismus vergleichen. Meine Schwester wohnt 100 Meter neben dem Pflegeheim, wo ihr Mann lebt. Seit acht Wochen steht sie täglich zweimal vor dem Heim, damit sie ihrem Gatten zuwinken kann, wenn er beim Essen am Fenster sitzt. Er wie sie leiden unter dieser unwürdigen Situation, weinen viel, sind traurig und werden immer depressiver. Es fehlt ihnen jede Lebensfreude und der Sinn für ein solches Leben. Wann, wenn überhaupt noch, können sie sich wieder einmal in die Armen nehmen, zusammen im Zimmer sitzen und sich unterhalten? Wie vielen geht es auch so?

Heimbewohner, Gefängnisinsassen, Immigranten
Jeder Insasse in einem Gefängnis hat es besser. Für seinen Aufenthalt, für Kost, Unterkunft und Pflege muss er nicht einmal bezahlen. Dort geht man soweit, dass man Insassen freilässt, mit der Begründung, sie so vor dem Coronavirus zu schützen und damit sie ihr soziales Netz nicht verlieren. Straffällige sind scheinbar keine Risikogruppe mehr. Solche, die in Ausschaffungshaft sassen, wurden freigelassen, weil es nicht zumutbar sein soll, sie während der Coronakrise weiterhin inhaftiert zu halten. Sie sind draussen, untergetaucht und sind somit genauso wenig ein Risiko für die Gesellschaft wie die illegalen Einwanderer, Asylanten oder Flüchtlinge, die aufgenommen werden sollen. Die Türen der Heime und Spitäler bleiben weiterhin geschlossen. Die Landesgrenzen hingegen gehen wieder auf. Immigranten, also Eingewanderten, ermöglicht man möglichst schnell den Familiennachzug. Man bemüht sich um Familienzusammenführung. Dafür setzen sich unsere Gutmenschen ein. Erklärt nun aber bitte den vielen ausgegrenzten Seniorinnen und Senioren in den Heimen, warum Grosseltern draussen ihre Grosskinder in die Arme nehmen dürfen, sie aber nicht? Warum sind Tattoos-Studios offen für Kunden, ihr Heim für Besucher nicht? Warum gehen Schulen, Geschäfte und Restaurants auf, ihre Cafeteria aber nicht?

Nicht Geld, sondern Zuneigung, Gefühle und Liebe
Bundespräsidentin Sommaruga hat am 1. Tag der Sondersession gesagt: „Der Bundesrat hat es sich nicht leicht gemacht.“ Welch tiefgründige, erlösende Aussage, die uns unheimlich im Herzen trifft. Nun wissen wir glaubwürdig, warum und wie alles stillgelegt worden ist, und wofür unser Geld in Milliardenhöhe ausgegeben wird. Mit Geld kann man bekanntlich alles aufwiegen und gutmachen. Was diese Expertendiktatur aber nicht kann, ist Lebensqualität in Form von Zuneigung, Gefühlen und Liebe geben und erhalten. Mit Geld lassen sich jetzt „Maskenbälle“ finanzieren und Strukturen aufbauen, die man verpasst hat. Mit 65 Millionen kann man Kitas unterstützen, damit Eltern Doppelverdiener sind, weil sie ihre Kinder in die Tagesstätten geben können. Kinder aber, die ihre Eltern zuhause behalten, pflegen und betreuen und deswegen nicht Doppelverdiener sein könnten, erhalten keine Unterstützung. Diese Eltern müssen den Einbahnweg, in die Sackgasse, ins Heim gehen

Realität und keine Science-Fiction
Wo bleibt nur der so viel zitierte gesunde Menschenverstand? Wir sehnen uns wieder nach Realität, nach Vernunft, nach Verhältnismässigkeit, nach Menschlichkeit, nach Wahrheit. Wir waschen gerne unsere Hände weiterhin, wollen aber auf die Verabreichung von Hirnwäsche verzichten. Wir glauben und anerkennen, dass der Bundesrat und seine Expertencrew ihre Pflicht erfüllten. Sie sollen aber bitte auf die Kür verzichten, denn diese führt zu Willkür, zu objektiv qualifiziertem Unrecht. Wir wollen, dass das Leben auch für die alten Menschen wieder lebenswert wird, sich diese nicht als Unerwünschte, Kostentreiber und als Risiko für alle fühlen müssen. Wir wollen, dass Menschen, die einander brauchen, ein Leben lang beieinander waren, nun auf dem letzten Abschnitt nicht getrennt werden. Sie sollen auch einmal beim letzten Abschied beieinander sein dürfen. Gleiches gilt für Spitäler und auf Notfallstationen.

Dass wir zuhause bleiben sollen, haben wir bis heute noch akzeptieren können und uns auch daran gehalten. Jetzt aber ist Schluss. Wir geben uns die Hände, zeigen Solidarität, Menschlichkeit und Empathie. Uns interessiert zurzeit der CO-2 Gehalt und die Klimadebatte wenig, denn wenn wir nicht würdig leben können, brauchen wir auch keine bessere Umwelt und keine sauberere Luft. Diese geht uns so sowieso aus!

Paul Hunziker, Seftigen im Mai 2020

Nachtrag

VIRUS COVID 19 BEFREIT! HIER DER BEWEIS

Nachfolgendes gibt der Frage, welche ich als Titel meines vorangegangenen Artikels gestellt habe: „Sind Senioren ein grösseres Risiko als Gefängnisinsassen“, nur noch einen rhetorischen Charakter.

Ein Erlass des Strafvollzugsamtes des italienischen Justizministeriums hat erwirkt, dass legendäre Bosse aus den Zellen der Haftanstalten nach Hause entlassen worden sind. Es handelt sich dabei um Massenmörder, Kindesentführer und Kindermörder. Es sind Schwerverbrecher, die zu 23 Jahren Knast oder lebenslanger Haftstrafe verurteilt worden sind. Ende April durften sie und insgesamt 376 Mafiosi nach Hause.

Solche werden wegen Corona freigelassen, mit der Begründung, dass über 70-Jährige und solche mit Vorerkrankungen durch das Virus besonders gefährdet seien. Darum sollen sie aus den Anstalten entlassen werden.

Bei uns wird derweil ein Feierabendbier der Parlamentarier nach 4 Tagen Marathonsession zur Staatsaffäre gemacht. Gutmensch Levrat verlangt sogar, dass das Restaurant deswegen geschlossen werden soll. Ja, so sind die Verhältnisse geworden: Italien öffnet Hochsicherheitstrakte und bei uns? Wie geht man bei uns mit Restaurationsbetrieben oder mit Heimbewohnern um? Letztere sind zu echten Gefangenen geworden!

Auf einen Kommentar verzichte ich. Dieser kann in meinem Artikel von vorgestern nachgelesen werden.

Paul Hunziker, Seftigen, 08.05.20

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